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Henryk Richter

Piko BR50

Restauration

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Restauration der Piko BR50

Piko BR50 teilzerlegt
Piko BR50 von unten, gut sichtbare Haltebleche der Achsen
Piko BR50 mit neuen Federschleifern und Motorkohlen
Piko BR50 mit neuen Federschleifern

Nachfolgend möchte ich meine Erlebnisse bei der Wiederherstellung zweier Piko 50001 aus den 1950-1960er Jahren schildern. Ausgangspunkt war die noch aus den Kindertagen meines Vaters stammende BR50 mit großem Anker und undurchbrochenen Speichen. Neben einem defekten Zahnrad im Getriebe nahe des Motors fehlten einige Federn der Stromabnehmer. Die Jahre auf dem Dachboden haben dem Modell zugesetzt. Für mich stand fest, dass die Lok möglichst im Originalzustand zu belassen war. Zwischenzeitlich hatte ich noch eine weitere BR50 erstanden, die ich ursprünglich als Ersatzteillager verwenden wollte. Am Ende kam es so, dass ich beide wieder fahrbereit machte.

Im Wesentlichen kommt man bei derart alten Modellen um eine komplette Demontage und Reinigung nicht herum. In der Gegend des Motors machen die Ablagerungen vom Graphit der Kohlebürsten zu schaffen. Das Getriebe beider Loks war komplett verharzt. Bei einem der Exemplare hat das Messing-Zahnrad am Motorhalter geschliffen und im Laufe der Zeit Grate gebildet, die das Spiel der Zahnräder behinderten.

Folgende Arbeitsschritte sind in jedem Fall einzuplanen:

  • Demontage und Säuberung aller Teile
  • Entfernung der Harzablagerungen
  • Überarbeitung bzw. Erneuerung der Stromabnehmer
  • Säuberung des Motorankers
  • Erneuerung der Kohlen
  • Überprüfung/Wechsel der Lampen

Nach dem grundlegenden Säubern aller Metallteile mit Ethanol habe ich letztlich die Zahnräder einzeln mit einer Schlüsselfeile bearbeitet. Nach dem Entfernen der Harzreste und Grate lief das Getriebe beider Loks (ohne Motoranker und Schleifer) spielend leicht. Die Antriebsräder lassen sich ohne Demontage des Gestänges ausbauen, indem je Seite zwei Schrauben hinter der ersten und dritten Antriebsachse gelöst werden und die Haltebleche nach unten aus dem Rahmen gezogen werden. Der Zusammenbau erfordert etwas Geduld, da die Stifte, welche die Getriebe-Zahnräder zwischen den Antriebsachsen halten, gern wieder herausfallen. Weiterhin ist beim Zusammenbau darauf zu achten, dass die Achsen bezüglich des Gestänges radial korrekt ausgerichtet sind. Für die Schmierung habe ich auf das Fett von Roco zurückgegriffen.

Nach meinen Erfahrungen war bei Versuchen zur Verbesserung der Stromaufnahme beliebt, die Federspannung der Radschleifer zu erhöhen. In Bezug auf die tatsächlichen Gewinne bei der Stromaufnahme war das Ergebnis meist in Zweifel zu ziehen, das die Ursache eher bei Kontaktproblemen der alten Schienen zu suchen war. Im Gegenzug waren die Federschleifer gern aus sehr steifem Metall, das dem Motor einiges an Leistung abverlangte. Daher habe ich bei beiden Loks die Federschleifer neu gebogen, wobei die alten Schleifer als Schablone dienten. Als Spender für den Federstahl nutzte ich aufgebogene Spiralfedern. Damit liegen die neuen Federn eng an den Radreifen an und besitzen weniger Spannung, sodass das Fahrwerk nach wie vor leicht läuft.

Ein häufiges Problem dieser alten Loks mit Scheibenkollektor betrifft den Motoranker selbst. Das typische Symptom ist, dass die Lok im kalten Zustand nur widerwillig anläuft, nach wenigen Metern Fahrt immer langsamer wird und schließlich (mit oder ohne Rauch aus dem Führerhaus) stehen bleibt. Es reicht dabei nicht, den Scheibenkollektor selbst zu reinigen. Auch mit blanken Scheibensegmenten wird das Fahrverhalten nicht besser. Der Grund liegt darin, dass sich das Graphit der Kohlebürsten in den Zwischenräumen des Scheibenkollektors sammelt und insbesondere bei warmem Anker den Strom zwischen den Kollektorplatten abführt anstelle durch die Ankerwicklungen. Abhilfe schafft ein hölzerner Zahnstocher, mit welchem die Zwischenräume gereinigt werden können. Danach fährt die Lok wieder wie gewohnt, was zumindest bei meinen beiden Exemplaren der Fall war.

Nach der Reinigungsprozedur habe ich gleich die Kohlebürsten durch jeweils ein Paar Märklin E600300 ersetzt. Diese Kohlen bestehen auf der einen Seite aus einer klassischen Kohlebürste und auf der anderen Seite einem Kupfergeflecht, welches Schmutzablagerungen vermeiden soll. Bisher hat sich diese Kombination bei meinen Piko-Loks durchaus bewährt.

Replik Kesselblech

Die Zweitlok verhielt sich in Kurven seltsam. Mir ist erst etwas später aufgefallen, dass der Tender direkt festgeschraubt war, anstelle lose vom Kesselblech gehalten zu werden. Da die passenden Ersatzteile bei EBay und sonstigen Händlern zu Preisen angeboten wurden, die mir nicht wirklich in den Kram passten, habe ich mich für eine selbst gebastelte Replik entschieden. Wie in den nachfolgenden Fotos zu sehen ist, wurde mit Hebelschere und Dremel aus Eisenblech ein Nachbau des Teils erstellt. Nach der Lackierung habe ich die Plastik-Applikationen angeklebt und fertig war die Lok.

Blech nach Schneiden und Biegen
Blech mit Bohrung und Applikationen (aus ABS)
Blech fertig lackiert
zwei BR50 im heutigen Zustand