Einleitung
Meine abendlichen Basteleien haben sich anscheinend herumgesprochen. So kam es, dass mir von einem Kollegen meines Bruders eine Gützold BR 64 aus den 1960er Jahren geschenkt wurde. Die Gute war jahrzehntelang nicht gefahren und benötigte eine entsprechende Generalüberholung. Natürlich stand als erste Aktion ein Testlauf auf dem Plan. Das Ergebnis sieht man im nachfolgenden Video. Sie lief noch, ein ermutigender Anfang.
Motorumbau
Die erste Aktion bestand darin, die Lok komplett zu zerlegen und alle Metallteile mit Ethanol von den Ablagerungen aus knapp 50 Jahren zu befreien. Das Getriebe war nahezu fest und das Gestänge verhakte sich auch gern. Zwei Zahnräder im Getriebe waren am Rand schon etwas ausgeschlagen. Mit etwas Gefühl, Schraubendreher und Schlüsselfeile konnten die störenden Überstände entfernt werden. Danach lief das Getriebe ohne Motor/Kontaktfedern auch wieder spielend leicht. Die Kontaktfedern benötigten ebenfalls etwas Aufmerksamkeit. Die V-förmige Auflagefläche der Messingfeder war an einer Achse bereits durchgescheuert. Zur Reparatur habe ich (sicherheitshalber auch auf der anderen Seite) jeweils von oben ein Stück Widerstandsbedrahtung aufgelegt und festgelötet.
In vielen alten Gützold-Loks wurde der runde Motor mit Schnecke direkt auf der Welle eingesetzt. Dieser hat gerade bei alten Modellen die Eigenart, sich nicht nur akustisch sondern auch geruchsmäßig Aufmerksamkeit zu verschaffen. Als Ersatz fand sich in der Kiste ein Johnson NF143G-10490. Dieser Motor besitzt intern Klemmkontakte, die perfekt auf die hochragenden originalen Kontaktfedern vom Rahmen zum Motor passten. Auf die Welle habe ich kurzerhand ein Schneckenrad aus einer Zahnbürste geschoben.
Vielerorts sieht man bei Motorumbauten deren Fixierung mit Epoxy oder Heisskleber. Da ich mir den Rahmen nicht (Entschuldigung) versauen wollte, die Rückbaumöglichkeit auf den Originalzustand wichtig war und auch Spielraum bei der Positionierung des Motors zu behalten gedachte, musste eine andere Lösung her.
Im lokalen Baumarkt fand sich günstig eine Kupfermuffe mit 22/28mm Durchmesser. Nach dem Zuschneiden mussten an der Hinterseite zwei Ausschnitte herausgedremelt werden. Unten wurde ein Loch gebohrt und an dessen Oberseite eine M2-Mutter aus Messing angelötet. Damit konnte der entstandene Halterahmen mit der originalen Schraube am Rahmen fixiert werden.
Nach passender Positionierung des Motors wurde dieser am Kupferrahmen festgelötet.
LED-Beleuchtung
Wie man auf dem ersten Bild oben sieht, hatte sich die linke Lampe der Spitzenbeleuchtung so stark erhitzt, dass das Plastik um sie herum verformt wurde. Um eine Wiederholung zu verhindern, beschloss ich daher den Wechsel des Lichtes auf LEDs. Mit ein wenig Biegen an den LEDs passten die beiden in Reihe geschalteten Leuchtdioden mit ihrem 1k-Vorwiderstand ohne mechanische Änderungen der Lok selbst hinein.
Mit dem Ölen von Achsen und Getriebe habe ich es bei diesem Modell etwas übertrieben. Trotz Abwischens von überschüssigem Öl kam es beim Fahrtest zu Kurzschlüssen. Daher sind die LEDs über jeweils ein Kabel links und rechts mit der Platine verbunden. Den Rahmen habe ich daher durch Entfernen des originalen Kontaktüberganges auf der rechten Seite (Schrumpfschlauch über dem Kontakt zum Rahmen unterhalb der Platine in Höhe des Treibrades) nominell stromlos gemacht.
Fazit
Bei diesem Modell hat sich die Restaurierung und Teilmodernisierung gelohnt. Die Lok läuft angenehm ruhig, vergleichsweise leise und macht viel Licht. Dauerhaft werden die kaltweißen LEDs wohl nicht drin bleiben und irgendwann durch bernsteinfarbene Alternativen ersetzt.
Natürlich hat der hier eingebaute kleine Johnson-Motor weniger Drehmoment als das Original. Zum Ziehen einiger Donnerbüchsen reicht die Leistung aber allemal.